Umfang und Tragik der Ereignisse in Ruanda zwingen
dazu, den Ursachen der Konflikte auf den Grund zu gehen und die
politischen und geistigen Urheber herauszufinden. Der
Völkermord dauert an, noch ist keine abschließende
Analyse möglich. MIT OFFENEN KARTEN erläutert zuerst
die Geographie Zentralafrikas, um dann an der Besiedlungsgeschichte zu
zeigen, daß die Gebiete, die Sprachen und die historischen
Entwicklungen sehr eng miteinander verbunden sind. Wie kam es dennoch
zu den ethnischen Unterscheidungen, und was hat schließlich
die Konfrontation zwischen den Volksgruppen hervorgerufen? Wie werden
die Staaten und die Eliten Afrikas diesen grausamen Abschnitt ihrer
Geschichte verarbeiten? Wie werden sie am Wiederaufbau der ruandischen
Gesellschaft mitwirken?
21.00, Donnerstag,
12.2.1998
80 MIN.
VERFLUCHT SEI, WER DIE AUGEN SCHLIEßT –
VÖLKERMORD IN RUANDA
Frankreich 1995
Dokumentation von Frédéric Laffont
Monate nach den Massakern in Ruanda ist das Gras
nachgewachsen. Beim Gehen muß man allerdings
fürchten, auf Gebeine zu treten. In der Nähe eines
Klassenzimmers, wo die Kinder noch immer in Totenstarre liegen,
fällt der Blick auf ein Buch. Körperteile eines
Schülers liegen neben einem Lesebuch. Eine große
Ameise läuft über das Buch, das bei einem Auszug aus
dem "Roman de Renard" (Fuchsroman) aufgeschlagen geblieben ist. Auf
Seite 125 unten, der Seite, die das Kind nicht mehr hatte
umblättern können, entgegnet Chantecler dem Fuchs:
"Verflucht sei, wer die Augen schließt..." Nie wieder! Trotz
dieses feierlichen Versprechens und trotz der internationalen
Menschenrechtskonvention ist es fünfzig Jahre nach den
Todeslagern der Nazis wieder geschehen. Wieder ein Völkermord.
Menschen werden umgebracht - nicht weil sie etwas getan
hätten, sondern weil sie sind, was sie sind. Ihr einziger
"Fehler": Sie sind Tutsi, wie andere Juden, Zigeuner oder Armenier
sind. Wer wird Gerechtigkeit üben? Nach ihrer
Passivität während dieses Völkermordes
versagt die internationale Staatengemeinschaft erneut und entscheidet
sich damit für die Lüge: Vor den Leichenhaufen und in
internationalen Organisationen müssen leere Versprechungen
für die Ehrung der Toten herhalten. Nur Einzelpersonen
versuchen, die Vorkommnisse nachzuzeichnen, Aussagen zu sammeln und sie
festzuhalten, die Geschichte niederzuschreiben. Zu denen, die Sand im
Getriebe des Schweigens sind, zählen Françoise,
Joseph und François-Xavier. Eine europäische
Juristin, ein ruandischer Verfechter der Menschenrechte und ein
Staatsanwalt aus der Hauptstadt Kigali schildern ein Jahr ihrer Suche
nach Wahrheit und Gerechtigkeit.
22.20, Donnerstag,
12.2.1998
9 MIN.
MIT OFFENEN KARTEN – SPEZIAL RUANDA 2
La Sept ARTE
Geopolitisches Magazin von Jean-Christophe Victor
Frankreich 1997
Umfang und Tragik der Ereignisse in Ruanda zwingen
dazu, den Ursachen der Konflikte auf den Grund zu gehen und die
politischen und geistigen Urheber herauszufinden. Der
Völkermord dauert an, noch ist keine abschließende
Analyse möglich. MIT OFFENEN KARTEN erläutert zuerst
die Geographie Zentralafrikas, um dann an der Besiedlungsgeschichte zu
zeigen, daß die Gebiete, die Sprachen und die historischen
Entwicklungen sehr eng miteinander verbunden sind. Wie kam es dennoch
zu den ethnischen Unterscheidungen, und was hat schließlich
die Konfrontation zwischen den Volksgruppen hervorgerufen? Wie werden
die Staaten und die Eliten Afrikas diesen grausamen Abschnitt ihrer
Geschichte verarbeiten? Wie werden sie am Wiederaufbau der ruandischen
Gesellschaft mitwirken?
22.30, Donnerstag,
12.2.1998
31 MIN.
MIT OFFENEN AUGEN
Frankreich 1997
Interviews und Regie: Frédéric Laffont
Wie soll man im Jahre 1998 von dem 1994 begonnenen und
noch immer nicht beendeten Völkermord sprechen? Auf diese
Frage antworten drei Augenzeugen: Ahmedou Ould Abdallah, UNO-Vertreter
in Burundi von 1993 bis 1995. Er wird in der Presse als derjenige
dargestellt, "der dem Land der Hutu und Tutsi einen zweiten
Völkermord erspart hat". Françoise Saulnier,
Juristin bei "Médecins Sans Frontières"
(Ärzte ohne Grenzen). Sie war mehrfach nach Ruanda entsandt.
Claudine Vidal, Forschungsdirektorin am CNRS, Soziologin,
Spezialgebiet: Geographie Afrikas, erfüllt zahlreiche
Forschungsaufträge in Ruanda und an der
Elfenbeinküste. Was sind die Ursachen des
Völkermords? Was bedeutet er für die ruandische
Gesellschaft? Welche politische und ideologische Verantwortung tragen
die ehemaligen Kolonialländer, die Verbündeten und
die Wirtschaftspartner?
23.05, Donnerstag,
12.2.1998
72 MIN.
EIN LAND DREHT DURCH – RUANDA 1894-1996
Belgien 1996
Dokumentation von Luc de Heusch
1954 drehte der Ethnologe und Filmregisseur Luc de
Heusch in Ruanda einen Film über die traditionellen
Beziehungen zwischen den viehzüchtenden Tutsi und den Ackerbau
treibenden Hutu in dem sehr alten zentralafrikanischen
Königreich, das damals belgisches Protektorat war. Genau
vierzig Jahre später starben über 500 000 Tutsi,
Männer, Frauen und Kinder, in diesem ersten Genozid der
afrikanischen Geschichte. Das Drama ist jedoch nicht das letzte Kapitel
eines jahrhundertealten Kampfes zwischen zwei feindlichen "Ethnien",
wie es sich die schlecht informierte Öffentlichkeit hat
einreden lassen. Luc de Heusch zeigt in seinem historischen Film das
wahre Gesicht dieser zuerst vom Kolonialismus, dann vom
republikanischen Regime deformierten Gesellschaft. Hutu und Tutsi
bildeten eine einzige Nation, in der Sprache, Religion, Verbote und
Anerkennung der Autorität eines heiligen Königs allen
gemein waren.
Der Film erzählt die Geschichte des Landes von der deutschen
Kolonialisierung an, behandelt dann die Zeit der belgischen Verwaltung,
das Drama der Unabhängigkeit, die Machtergreifung von
Grégoire Kayibanda und die Diktatur von General
Juvénal Habyarimana.
00.15, Donnerstag,
12.2.1998
13 MIN.
ITSEMBATSEMBA – RUANDA NACH DEM VÖLKERMORD
Frankreich 1996
Dokumentation von Alexis Cordesse und Eyal Sivan
Die Bilder des Films entstanden zwei Jahre nach dem
Völkermord, im April 1996. Die Tonausschnitte stammen von
"Radio Télévision Libre Mille Collines" (RTLM)
aus den Monaten April und Mai 1994. RTLM, der 1991 seinen Sendebetrieb
mit Hilfe der Regierung aufgenommen hatte, spielte eine wichtige Rolle
beim Ausbruch und bei der Koordination des Gemetzels. Seit der
Machtübernahme durch die neue Regierung haben in Ruanda
Massenerschießungen stattgefunden, und Zehntausende von
Menschen sind gefangengenommen worden. Es wurde kein einziges Urteil
gesprochen. Die Hauptverantwortlichen für die
Völkermordhetze, darunter die Moderatoren von RTLM, sind auf
freiem Fuß.