Hundert Jahre Salvador
Dalí –
Ein Genie mit Schattenseiten
Themenabend
auf ARTE, 7. Mai 2004
Ganz
Spanien feiert 2004 das "Dalí-Jahr", denn der
große Surrealist wäre am 11. Mai hundert Jahre alt
geworden. ARTE widmet dem katalanischen Künstler einen
Themenabend und folgt den Spuren des exzentrischen Genies, den es
sowohl ins Rampenlicht als auch in den Schatten zog. Ihn faszinierte
die dunkle Seite der menschlichen Psyche und das Geld übte
eine gleichsam magische Anziehungskraft auf ihn aus. Damit einher ging
im Jahr 1980 der große Fälschungsskandal. Zum ersten
Mal ist es gelungen, alle Drahtzieher der Maschinerie Dalí
in einem Film zum Sprechen zu bringen über "falsche echte" und
"echte falsche Dalís".
Ganz Spanien feiert 2004 das "Dalí-Jahr", denn der
große surrealistische Künstler wäre am 11.
Mai hundert Jahre alt geworden. Der Auftakt zur großen
Festparade wurde bereits gegeben im Caixa-Forum in Barcelona mit einer
reich bestückten Schau, die nach dem Geburtstag weiter wandert
nach Madrid, Florida und Rotterdam. Neben zahlreichen Kongressen und
Sonderveranstaltungen im Dalí-Museum in Figueiras wird es
erstmals eine achtbändige Gesamtausgabe von Dalís
literarischen Arbeiten geben.
Auch ARTE folgt dem Spektakel um den Exzentriker, der sich ohne
Schnurrbart nicht richtig angezogen fühlte. Zu finden sind
nicht nur die lauten Spuren des Genies, für das sich
Dalí sein Leben lang hielt und das er, wo er konnte, der
Öffentlichkeit präsentierte, sondern auch die einer
großen verborgenen Sinnlichkeit: seine olivengleiche Stimme,
seine engelartige Hand in den Farbtöpfen oder seine
psychoanalytischen Visionen in alten Häusern. Den Meister zog
es sowohl ins Rampenlicht als auch in den Schatten. Ob durch die
dunklen Seiten der Psyche oder die Magie des Geldes. ARTE
nähert sich dem Rätsel und versucht, den dicken
Knoten zu entwirren, der sich nach dem großen
Fälschungsskandal 1980 immer weiter zugezogen hat. Zum ersten
Mal ist es gelungen, alle Drahtzieher der Maschinerie Dalí
in einem Film zum Sprechen zu bringen über "falsche echte" und
"echte falsche Dalís".
22.15,
Freitag, 7.5.2004
73 Min.
Dalí - Die Beständigkeit der Erinnerung
von Ana Martinez
Dokumentation, Frankreich / Spanien 2004, Erstausstrahlung
Das exzentrische Genie Salvador Dalí war
ein Künstler mit vielen Gesichtern, ein ewiges Kind, das sein
wahres Wesen hinter unendlich vielen Masken verbarg. Wer war Salvador
Dalí, der Welten jenseits der Realität und
Rationalität entwarf? Die Dokumentation porträtiert
den großen Surrealisten, indem sie zahlreiche seiner
Weggefährten zu Wort kommen lässt. Die Filmemacher
haben sich außerdem an den Orten umgesehen, an denen sich
Salvador Dalí am liebsten aufhielt und haben einen Streifzug
durch die berühmtesten Dalí-Sammlungen unternommen.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde in Figueiras in Katalonien
Salvador Dalí geboren, der wie kein anderer
prädestiniert dafür war, seine Zeit zu
überdauern. Salvador Dalí, ein ewiges Kind,
verborgen unter unendlich vielen Masken, verwandelte sein
künstlerisches Talent in ein Bollwerk. Der Visionär,
der sich hinter den vergnüglichen Manieren eines Prinzen
versteckte, zeigte neue Wege zum Verständnis des menschlichen
Unterbewusstseins auf. Er fing das Nicht-Greifbare ein, um zu zeigen,
dass es auf dieser Welt noch andere Welten gibt. Und das alles ohne
erkennbare Absicht, aus sinnlicher Lust an der Fantasie und dem
Bedürfnis, diese Fantasien zu zeichnen. Er lebte
außerhalb moralischer Normen, jedoch auf seine Art und Weise
mit den herrschenden sozialen und politischen Umständen der
Zeit.
Noch zu seinen Lebzeiten wurde er zu einer Ikone der Moderne und sein
Werk wurde für kommerzielle Zwecke genutzt. "Wenn ich male,
ist eines der größten Vergnügen das
Bewusstsein, dass ich Gold scheffele", sagte Dalí selbst und
machte keinen Hehl um seine materiellen Neigungen. Die Dokumentation
entdeckt aber nicht nur den Marktwert der
Künstlerpersönlichkeit und seiner Werke, sondern auch
den ausgezeichneten Schriftsteller, den Mann mit der dunklen Stimme,
der Federico Garcia Lorca entzückte, den untreuen Freund von
Luís Buñuel, den Ehemann-Sohn von Gala, das
impressionistische Kind, den Jugendlichen, ein Experte für die
Avantgarde, den Mann, der Breton und den Surrealisten so viel
Kopfzerbrechen bereitete, den Freund der Marx Brothers...
Dalís finanzielles Vermächtnis ist sicherlich
enorm, aber was bleibt ist seine revolutionäre Maltechnik und
sein intellektuelles Vermächtnis.
Zu Wort kommen Augustín Sánchez Vidal,
Dalís Freunde Antonio Pitxot oder Eleanor Morse, die
Restauratorin Georgina Berini, Albert Boadella, der Direktor der
umstrittenen Theatergruppe "Els Joglars" und der Physiker Jorge
Wagensberg. Die Filmemacher haben außerdem die verschiedenen
Schauplätze seines Lebens in Katalonien aufgesucht wie
Dalís geliebtes Cadaqués, früher eine
Piratenküste, Dalís Zuflucht in Port Lligat, wo
sein Leben zu zweit mit Gala begann, das Schloss von Pubol, das das
Paar in den 60er Jahren renovierte und wo die sterblichen
Überreste von Gala begraben sind, oder das Theater-Museum
Dalí, Spiegelbild der philosophischen Fragen des
Künstlers, die eng mit der Gedankenwelt der Renaissance
verbunden waren. Zu sehen sind außerdem Werke aus den
großen Dalí-Sammlungen in Spanien und in den USA,
darunter die Dalí-Stiftung in Figueiras und das Kunstzentrum
Königin Sofia in Madrid. Außerdem bietet die
Dokumentation Einblicke in das Dalí Museum in Florida, wo
die Sammlung des Ehepaares Morse aufbewahrt wird, die enge Freunde von
Dalí und Gala waren. Sra. Morse selbst wird uns - mit ihrem
besonderen Sinn für Humor - eines der sinnbildlichsten Werke
des Künstlers erläutern: "Die Wahnvorstellungen des
Stierkämpfers".
23.30,
Freitag, 7.5.2004
52 Min.
Die wahre Geschichte über die falschen Dalís
von Miguel Angel Nieto
Dokumentarfilm, Frankreich / Spanien 2004, Erstausstrahlung
Mitte
der 70er Jahre überschwemmten Tausende leerer
Blätter, von Salvador Dalí selbst signiert, die
Märkte, ohne dass es den Maler kümmerte, was darauf
gedruckt wurde. Aquarelle ebenso wie Ölbilder - aus dem Pinsel
anderer Künstler stammend - wurden so in den
berühmtesten Auktionshäusern zu echten
Dalís. Wer sind die Schuldigen? Gibt es überhaupt
Schuldige? Und wer waren die besten Lügner - Dalís
Agenten, Gala oder etwa Dalí selbst?
Drei Leidenschaften haben das Leben von Salvador Dalí, einem
der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts
geprägt: die Malerei, seine Ehefrau Gala und das Geld. Die
Malerei verewigte ihn in der Öffentlichkeit als Wegbereiter
des Surrealismus in der Kunst. Über seine anderen beiden
Leidenschaften schrieb der Künstler einmal: "Ich liebe Gala
mehr als meinen Vater, mehr als meine Mutter und sogar mehr als das
Geld." Dalí war wahrscheinlich der letzte Alchimist in der
Geschichte. Er verwandelte alles um sich herum in klingende
Münze. Jede seiner Skizzen wurde zu einer teuren Zeichnung und
in den exklusivsten Geschäften von Paris oder New York
verkauft. Sogar der Name seiner Frau Gala wurde zu einer
Parfümmarke. Irgendwo auf dem Weg zwischen Leidenschaft und
Habsucht gelang es Dalí einen kompletten Industriezweig aus
sich zu machen, der ihm und seiner Frau, ein Leben mit allem
erdenklichen exzentrischen Luxus ermöglichte. Eben das, was
von vielen mit dem Begriff die "Dalí-Fabrik" bezeichnet
wurde.
Aber Dalís Fabrik hörte Mitte der 70er Jahre, als
er auf dem Höhepunkt seiner Berühmtheit angelangt
war, auf zu funktionieren. Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt als der
Kunstmarkt nach viel mehr von seinen Werken verlangte, als er in der
Lage war zu produzieren. Das war der Punkt, an dem sich auch
Dalís Signatur in Gold verwandelte. Tausende leerer
Blätter, von Salvador Dalí selbst signiert,
überschwemmten die Märkte, ohne dass es den Maler
auch nur im geringsten kümmerte, was letztendlich darauf
gedruckt wurde. Aquarelle, ebenso wie Ölbilder anderer
Künstler wurden so in den berühmtesten
Auktionshäusern zu echten Dalís. Die Presse
schenkte all dem keinen Glauben: wie war es möglich, dass ein
Künstler, der so stark an Parkinson litt, weiterhin in solch
großem Maßstab produzierte?
Nur vier Männer kennen die Antwort auf diese Frage, aber sie
haben - bis heute - noch nie darüber gesprochen. Es sind die
so genannten vier "Sekretäre" oder viel mehr Agenten, die sich
in verschiedenen Perioden um die Geschäfte des Malers
kümmerten: der Kapitän Peter Moore, der Journalist
Enrique Sabater, der Aristokrat Jean Claude du Barry und der Fotograf
Robert Descharnes. Sie alle waren sich, auf die eine oder andere Weise,
darüber bewusst, dass der Skandal über die Echtheit
eines großen Teils des Werkes von Salvador Dalí
früher oder später wie eine Bombe explodieren
würde, was dann im Herbst 1980 mit dem großen
Fälschungsskandal auch geschah. Aber sie wussten auch, dass
die Dalí-Fabrik nicht aufzuhalten war.
Die wahre Geschichte über die falschen Dalís
versucht den Knoten aus Lügen, falschen Fährten,
Anschuldigungen, falschen Verkäufen und echten
Versteigerungen, falschen Sekretären und echten Malern zu
entwirren... Der Markt verlangte jeden Tag nach mehr Werken des
katalonischen Künstlers. Wer sind die Schuldigen? Gibt es
überhaupt Schuldige in diesem Netz von Täuschung und
Lügen? Und wer war der beste Lügner - die
Sekretäre, Gala oder etwa Dalí selbst?
00.25,
Samstag, 8.5.2004
18 Min.
Der andalusische Hund
von Luís Buñuel
Stummfilm, Frankreich 1928
Den Film "Der andalusische Hund" hat vor allen Dingen
seine Anfangssequenz berühmt gemacht, denn sie ist eine der
bekanntesten Schocksequenzen der Filmgeschichte: Eine Wolke bewegt sich
auf den Vollmond zu, ein Rasiermesser schneidet durch das Auge einer
jungen Frau. Das surrealistische Meisterwerk verschreibt sich bewusst
der anarchischen Provokation und attackiert die herkömmlichen
Vorstellungen von Ratio und Normalität.
Formal hervorragender Experimental-Stummfilm der surrealistischen
Avantgarde, den der damals 28-jährige Buñuel
gemeinsam mit dem Maler Dalí inszenierte. Am Anfang steht
eine der berühmtesten Schocksequenzen der Filmgeschichte: Eine
Wolke bewegt sich auf den Vollmond zu, ein Rasiermesser schneidet durch
das Auge einer jungen Frau. Später sieht man eine von Ameisen
wimmelnde Menschenhand, Priesterseminaristen, die an Glockenseilen
baumeln, und den Kadaver eines Esels, der aus einem
Pianoflügel quillt. Einige Szenen sind bewusst als anarchische
Provokation gedacht, andere lassen sich als poetische Metaphern deuten
- insgesamt attackieren die vieldeutigen Bilder nachhaltig die
herkömmlichen Vorstellungen von Ratio und Normalität.
An deren Stelle tritt die Logik des Traums, die auflösende
Kraft der Fantasie. Der gleitende Übergang zwischen
äußerer Realität und der Realität
des Bewusstseins und der respektlose Blick auf die Werte der
bürgerlichen Kultur finden sich auch in den späteren
Werken Buñuels wieder.